…… mehr als 300 Jahre Rieder Musik

Von den Anfängen bis in die Gegenwart
Ein Rückblick in die Geschichtsbücher zeigt, dass die Wurzeln der Rieder Musikkapelle bis in das Jahr 1677 reichen. Das erste Auftreten von Musikanten wurden im besagten Jahr in den Aufzeichnungen der Familie Sterzinger festgehalten und lautet wie folgt:
„mit selbsten gemachten Instrumentalien zwey ehrsambe Jünglinge Franz Xaver Jele und Wastl Kölle die gsangslustigen Siegmundsrieder mit ihre Holzpfeifen zu dero Liedern die Musi gmacht. Zu obenangeführten gsöllten sich noch zweien dazuen nämblich Joss Kölle und Georg Strobl. Selben viere musizierten zum Gaudio für jung und alt der Siegmudsrieder mit wundersamben Melodien fast an allen Suntigen. Als horchte gern zu und es so weit gekomben, dahs sich die jungen Lait im Kreis dabei drehten.“
In der von Salner Hermann verfassten Festschrift anlässlich der 300-Jahr-Feier der Musikkapelle ist zu lesen, dass sich in den Geschichtsbüchern zahlreiche Erwähnungen der „Musikbanda“ bzw. der „Herr Musikern“ befinden. So umrahmte bereits 1705 eine kleine Musikgruppe die Grundsteinlegung der Kapuzinerkirche.
Mehr als 340 Jahre später stellt die Musikkapelle immer noch einen wichtigen Traditionsträger dar. Musik verbindet, so treffen Alt und Jung zusammen, um gemeinsam zu musizieren und deren Kameradschaft zu pflegen. Die Musiker und Musikerinnen umrahmen nach wie vor kirchliche Anlässe, gestalten Konzerte, spielen bei Ehrungen, Geburtstagen, Hochzeiten, etc.

Musikkapelle im Jahr 1862

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Kapellmeister und Obmänner

Die Protokollbücher der Rieder Musikapelle reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.
Grüner Josef wurde als erster Kapellmeister in den Aufzeichnungen genannt, danach folgten Mailänder Josef, Lechleitner Johann und Köhle Ludwig.
Die nachfolgenden Kapellmeister und auch jene ab 1951 erwähnten Obmänner werden in den folgenden Zeilen chronologisch aufgereiht.
Kapellmeister

1911-1914 Handle Anton
1918-1920 Patscheider Josef
1919-1951 Jele Eduard (Ehrenkapellmeister)
1951-1953 Tschiderer Erwin
1954 Karl Stecher
1955 Greif Kassian
1956 Köhle Franz
1957 Althaler Franz
1958-1959 Köhle Franz
1960-1961 Salner Hermann
1962-1965 Krabacher Helmut
1966 Köhle Franz
1967-1969 Gamper Franz
1969 Krabacher Helmut
1969-1977 Schranz Herbert
1977 "Köhle Franz,
Krabacher Helmut"
1978-1982 Patscheider Peter
1983-2006 Pfeifer Josef (Ehrenkapellmeister)
2007- Köhle Franz
Obmänner

1951 Tschiderer Erwin
1952-1959 Mairhofer Engelbert
1960-1964 Patscheider Karl
1965-1966 Mairhofer Engelbert
1967-1978 Handle Hubert
1972-1991 Sepp Zerzer
1992-2001 Stadlwieser Hubert
2002-2005 Stecher Arnold
2006- Köhle Wolfgang
Zwischen 1914 und1918 tobte der Erste Weltkrieg. In jener Zeit gab es den Aufzeichnungen nach keine Musikkapelle.
In der Geschichte der Musikkapelle wurden jeweils zwei Kapellmeister der Titel „Ehrenkapellmeister“ zugesprochen, dies waren Jele Eduard und Pfeifer Josef. Diese beiden musikalischen Leiter der Musikkapelle waren mehr als 30 Jahre (Jele) bzw. mehr als 20 Jahre (Pfeifer) in ihrem Amt. Die Kapelle wird seit 2007 von Köhle Franz geleitet, der somit am drittlängsten Kapellmeister der Rieder Musikkapelle ist.
Tracht

Anlässlich der Einweihung des Pontlatzdenkmals im Jahre 1904 wurde die sogenannte „alte“ Tracht als Festtracht angeschaffen. Der Hut bestand aus einem Dreispitz und einem blaugrünen Frack. Die Rieder Schützenkompanie und die Musikkapelle trugen zur damaligen Zeit dieselbe Tracht. Die Schützenkompanie erscheint auch heute noch in dieser.
Neben dieser Festtracht trug die Musikkapelle als normale Ausgangstracht einen Tuxer mit grauem Hut.
Zur 275-Jahr-Bestandsfeier der „Siegmundsrieder“ Musikkapelle erschien die Musikkapelle in ihrer neuen Ausgangsuniform, der alten Oberinntaler Tracht, welche nach den Entwürfen von Frau Pesendorfer aus Innsbruck geschneidert wurden. Zur finanziellen Unterstützung bekam die Musikkapelle eine Holzspende von Seiten der Gemeinde.
25 Jahre später wurde beim Schneidermeister Sommer in Landeck eine neue Tracht für die Kapelle in Auftrag gegeben. Im Mai 1975 wurde die neue Tracht ausgeführt und sogleich ein Gruppenfoto gemacht. In dieser Montur präsentiert sich die Musikkapelle auch heute noch:
schwarzer Trachtenhut, rotes Wams, grüner Hosenträger, blaugrüne Trachtenjanker mit roten Samtborten, hellbeige Strümpfe und Trachtenschuhe. Die Kniehosen aus Teufelshaut wurden im Jahr 1993 durch echte Lederhosen ersetzt.
Seit dem Eintritt der ersten Musikantin im Jahr 1996 findet man neben den Marketenderinnen auch in den Reihen hinter dem Kapellmeister Frauen. Die Musikantinnen tragen ebenfalls die blaugrünen Trachtenjanker, sowie die hellbeigen Strümpfe und Trachtenschuhe. Die Tracht selber ist im Schnitt und dem Bortenverlauf ident zur Oberländer Tracht. Das Oberteil besteht jedoch aus einem roten Stoff, der Kittel ist ein schwarz gezogener und der Schurz ist aus einem gelben Seidenstoff.




Fahne der Musikkapelle und dessen Fähnerich

Als 1977 das 300-jährige Jubiläum der Musikkapelle Ried gefeiert wurde, überreichte die Gemeinde das Jubiläumsgeschenk in Form einer Fahne, deren Patin Köhle Martha ist.
„Wir musizieren zu Deiner Ehr, Du sei uns Schutz und Wehr“. Zu Ehren der Muttergottes wurde die Fahne auf einer Seite mit der sogenannten Blumenmuttergottes, wie sie seit vielen Jahren zu Maria Geburt vor der Rieder Lorettokapelle aufgestellt wird, bestickt.
Die andere Seite der Fahne ziert eine Musiklyra sowie das Gemeinde- und Landeswappen.
Als erster und äußerst treue Fähnrich marschierte Erhart Lois der Musikkapelle beinahe 40 Jahre lang voraus. Sein Nachfolger ist Spiss Leo.
Wie in der Jahreshauptversammlung im Jahr 1978 beschlossen wurde, rückt die Musikfahne bei Prozessionen, Beerdigungen sowie Ausrückungen auswärts aus.

Pavillon und Lindenplatz

Der Musikpavillon sowie das darin enthaltene Probelokal befinden sich am Gatterweg. Der sogenannte Lindenplatz liegt direkt am Pavillon und bildet umringt von alten Lindebäumen einen wunderschönen Platz, auf welchem die Einheimischen und Gäste den Sommerkonzerten lauschen können.
Bevor jedoch der Pavillon im Jahr 1983 feierlich eingeweiht wurde, hielt die Musikkapelle die Konzerte zu Beginn meist vor den verschiedenen Gasthäusern in Ried, wie den Gasthöfen „Sonne“, „Linde“, „Alte Post“, dem Gasthof zum „Weißen Kreuz“, ab. Erst später wurden die Konzerte häufiger vor der Sennerei abgehalten sowie, kurz vor dem Pavillonbau, vor dem Kindergarten.
Wie im Protokollbuch der Musikkapelle zu entnehmen ist, wurde im Jahr 1976 auf Initiative des damaligen Obmanns Sepp Zerzer die Sommerkonzerte in Form von kleinen Bierfesten abgehalten. Heutzutage werden die Besucher mit der großzügigen Schankanlage verköstigt.

Feste Ausrückungen im Musikjahr

Das Musikjahr beginnt mit dem traditionellen Neujahrsspielen welches 1951 vom damaligen Kapellmeister Tschiderer Erwin eingeführt wurde. Dabei zieht die Musikkapelle, meist am Nachmittag des ersten Tages im neuen Jahr, durch das Dorf.
Am Ende der Faschingszeit fand jahrelang der sogenannte Musikball statt. So wurde er z.B. am 08.02.1959 im Gasthof Sonne veranstaltet und musikalische von den Musikanten Stecher W., Köhle F. und Haid A. umrahmt
Die Aktivitäten der Musikkapelle sind eng mit den kirchlichen Anlässen verbunden. So sorgt sie für die musikalische Umrahmung während den Prozessionen (Fronleichnam, Herz-Jesu-Sonntag, Rieder Kirchtag) und rückt am Palmsonntag, zur Erstkommunion, der Florianifeier, etc. aus. Die musikalische Gestaltung der Cäciliamesse ist mittlerweile auch Tradition geworden. Wie im Jahr 1952 festgehalten wurde, fand damals noch abends ein Konzert statt.
Die Musikkapelle läutet seit 2009 die Konzertsaison mit einem Sommer- bzw. Frühjahrskonzert ein. Während des Sommers finden ab Herz-Jesu-Sonntag regelmäßig Konzerte am Gatterweg statt. Diese Konzerte, welche früher zu „Gunsten des Fremdenverkehrs“ durchgeführt wurden, erfreuen nicht nur die Gäste von auswärts, sondern sind auch Treffpunkt für die Einheimischen.